Selbstbewusst-sein bedeutet, von seinen eigenen Fähigkeiten, von seinem Wert als Person überzeugt und sich als denkendes und fühlendes Wesen bewusst zu sein. Es geht darum, an sich selbst zu glauben und sich selbst zu mögen – nicht um besonders erfolgreich oder reich zu werden. Selbstbewusstsein und innere Stärke sind Grundpfeiler für ein zufriedenes und eigenständiges Leben. Sie sind zwei der wichtigsten Eigenschaften, die man dem eigenen Kind auf seinem Weg mitgeben kann.
Mein Kind stark machen. Wie geht das?
Selbstbewusstsein ist keine Eigenschaft, die angeboren ist: Jedes Kind kann selbstbewusst und stark werden. Ein Kind benötigt Aufmerksamkeit, Liebe und Hilfe auf dem Weg zu einem selbstbewussten Leben:
Das eigene Selbstbewusstsein stärken
Selbstbewusstsein wird unter anderem auch durch die Vorbildfunktion der Eltern und Erziehungsberechtigten vermittelt. Kinder lieben ihre Familienangehörigen bedingungslos, sie schauen ihnen stundenlang zu und übernehmen die Verhaltensweisen ihrer Vorbilder. Es ist deshalb unumgänglich, das Selbstbewusstsein der Eltern und Erziehungsberechtigten zu stärken, um es überzeugend dem Kind zu vermitteln und ein positives Vorbild zu sein. Wie soll ein Elternteil dem Kind Durchhaltevermögen einreden, wenn es selbst schnell aufgibt?
Neues ausprobieren!
Kinder müssen ermuntert werden, neue Dinge zu erforschen, ohne dass bestimmte Ergebnisse oder Resultate von ihnen erwartet werden. Experimentierfreude wird im Kern erstickt, wenn Kinder nicht ihre eigenen Wege gehen können. „Das geht so nicht.“ „Das funktioniert niemals!“ Wenn Eltern es schaffen, ihre festgelegten und starren Denkweisen und Meinungen zu lösen und es ihnen gelingt, dem Kind Unterstützung und Hilfe zu anzubieten, bestehen darin neue Wachstumschancen für das Kind. Zu beachten gilt: Hilfe soll dann angeboten werden, wenn das Kind darum bittet. Unaufgeforderte Hilfe zeigt dem Kind „Du schaffst es doch sowieso nicht allein!“ Wenn Kinder wissen, dass Mama und Papa an ihre Stärken und Fähigkeiten glauben, wird es deutlich selbstbewusster und sicherer im Umgang mit neuen Aufgaben.
Keine Vergleiche
Kinder dürfen niemals mit anderen Kindern oder Geschwistern verglichen werden. So selbstverständlich es ist, dass Elefanten nicht mit Affen verglichen werden, weil sie nicht auf Bäume klettern können, so selbstverständlich sollte es sein, Kinder nicht mit anderen Kindern zu vergleichen. Jedes Kind ist einzigartig und hat ganz besondere Fähigkeiten, die andere Kinder vielleicht nicht haben, ohne damit nicht in Ordnung oder nicht liebenswert zu sein. Aber wenn Erwachsene durch Vergleiche diesen Wettbewerb zulassen, hat das bei Kindern die Entstehung von Angst vor dem Verlieren zur Folge und Minderwertigkeitsgefühle und Selbstzweifel entstehen. Sie versuchen nicht erfolgreich für ihren eigenen Lebensweg zu sein, sondern um besser zu sein als andere und sich Anerkennung und Ansehen zu verdienen. Die einzigen Vergleiche, die im Umgang mit dem Kind erlaubt sind, sind Vergleiche mit sich selbst, wenn es sich weiterentwickelt und Neues gelernt hat. Somit werden dem Kind seine Fortschritte und Fähigkeiten visualisiert und sein Selbstwertgefühl gestärkt.
Kinder auf Augenhöhe begegnen
Gleichwürdigkeit bedeutet, sein gegenüber gleich anzunehmen wie sich selbst. Auch in der Beziehung zwischen Eltern und Kinder. Natürlich müssen Eltern innerhalb der Familie die Führungsverantwortung übernehmen. Kinder wünschen sich aber dennoch, dass man ihnen auf Augenhöhe begegnet und sie gegenüber erwachsenen Personen auch gleichwürdig behandelt. Insbesondere von ihren Eltern. Dazu gehört, dass man ihre Wünsche, Probleme und Bedürfnisse gleich anerkennt wie die eines Erwachsenen. Alle Gefühle, Eigenarten, Gedanken und Probleme verdienen respektiert und wertgeschätzt zu werden, anstatt sie mit „Das ist nicht schlimm!“ zu ignorieren und abzutun. In der Gleichwürdigkeit zwischen Eltern und Kindern geht es darum, Bedürfnisse, Wünsche und Standpunkte der Kinder wertzuschätzen und anzuerkennen, aber auch die eigenen Absichten, Werte und Standpunkte zu achten und somit einen Kompromiss zu erzielen. Ist das in manchen Situationen unmöglich, ist es wichtig, die Reaktion, den Ärger und die Enttäuschung des Kindes auch zu akzeptieren und zu begleiten. Gleichwürdigkeit und Augenhöhe ist ein kommunikativer Prozess zwischen den Beteiligten, unabhängig von Alter und Geschlecht.
Kinder nicht in Watte packen
Krisen und Kummer gehören zum Leben eines Menschen wie auch all die positiven und schönen Momente. Wenn Kinder wie rohe Eier behandelt und überbehütet werden verhindert das die Entwicklung psychischer Widerstandkraft. Kinder müssen Erfahrungen mit Verantwortung, Risiken und Niederlagen machen, um mit Problemen selbst fertig zu werden sowie mit neuen Situationen klar zu kommen.Dazu gehört auch, dem Kind so viel Verantwortung zu übertragen, mit der es umgehen kann. Es wird das Gefühl entwickeln, dass es sich auf sich selbst verlassen kann und dass es auch in schwierigen Zeiten für sich selbst sorgen kann.
Bedingungslose Liebe
Der Fokus auf die Stärken und Fähigkeiten im Umgang mit dem eigenen Kind muss immer im Mittelpunkt stehen. Mamas und Papas sind dafür zuständig, sich bewusst auf die Kompetenzen, Erfolge und Glücksmomente des Kindes zu konzentrieren. Kommt es vor, dass das Kind einen schlechten Tag hat, darf das Kind mit seinen Gefühlen nicht allein gelassen werden. Ein Kind muss lernen, dass Gefühle beeinflussbar sind und wieder vergehen können und dass man aus den eigenen Fehlern und Schwächen lernt. Das Wichtigste ist aber, dass Kinder auch an schlechten Tagen emotionale Wärme und bedingungslose Liebe erfahren dürfen. Wenn Eltern ihre Erwartungshaltungen ihren Kindern gegenüber nicht loslassen, fühlen sich Kinder nur kompetent, wenn sie diesen Erwartungshaltungen auch entsprechen.
Kinder sind nicht geboren, um den Erwartungen der Eltern zu entsprechen, sondern um sich selbst zu werden.